Alles beginnt mit der Idee, sich selbst als Haushaltshilfe anzustellen. Anja Dietmann bewirbt sich für eine Stipendium, wenig später ist die Künstlerin ihre eigene Chefin und ihre eigene Angestellte in einer Person.
Sie zahlt sich für Haushaltstätigkeiten ein Honorar aus, die Bezahlung richtet sich nach dem Mindestlohn der Tarifgruppe 1: ungelernte Reinigungskräfte. Ihre täglichen Tätigkeiten zeichnet Anja Dietmann durch tägliche Überweisungen auf. 365 Überweisungen, Gutschriften, Buchungstexte: „ANJA DIETMANN, 30.12: 10 min abwaschen, 10 min aufräumen, 20 min Badezimmer reinigen“. Ihre repetitiven Aufzeichnungen zeugen von der künstlerisch performativen Durchdringung des Alltags, der feinsinnigen Beobachtung des Skurrilen im Gewohnten. Mit dem verdienten Geld wurde die Produktion von „Umsatzübersicht“ finanziert. Entstanden ist ein Konzeptkünstlerinnenbuch, das eine kluge Betrachtung über Care-Arbeit ist. Anja Dietmann befragt mit „Umsatzübersicht“ nicht nur normative Rollenverständnisse, sie beschreibt sozialökonomische Verhältnisse und zeigt, dass nicht nur das Politische persönlich, sondern das Persönliche hochgradig politisch ist.
— Nadine Droste
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Gefördert durch ein Hamburger Zukunftsstipendium der Behörde für Kultur und Medien und der Hamburgischen Kulturstiftung.